Aktuelle Polarforschung

Polarstationen am Südpol – eine eigene Welt

Offiziell gibt es in der Antarktis keine Menschen die dort wohnhaft sind. Doch der Schein trügt, das ganze Jahr über jeden mehr oder weniger Menschen, zumeist Wissenschaftler, im ewigen Eis. In über 80 Forschungszentren aus aller Welt leben bis zu 4000 Wissenschaftler in diesem nicht alltäglichen Ort. Selbst im Winter wo Temperaturen über 40° minus herrschen, tummeln sich immer noch etwa 1000 ab gehärtete Personen in dieser Eiswüste.

In den antarktischen Sommermonaten arbeiten zum Beispiel in der deutschen Forschungsstation Neumayer drei etwa 50 Menschen dort, im Winter sind es bedeutend weniger. In der unwirtlichen Jahreszeit (Winter) sind in der Regel noch ein Koch, drei Ingenieure, vier Wissenschaftler und ein Allgemeinarzt am Wort. Im Forschungszentrum arbeiten die Wissenschaftler in Büros und Labor – vergessen dabei aber nicht die wichtige Feldarbeit im Freien.

In den Sommermonaten befindet sich etwa 4000 und im Winter etwa 1000 Personen in der Antarktis.

Neumayer III – Stützpunkt in der Antarktis

Deutschland ist mit fünf Stationen im ewigen Eis vertreten, wobei Neumayer III das Aushängeschild der deutschen Polarforschung ist. Die anderen Bastionen der deutschen Eisforschung sind Gondwana, Dallmann, O-Higgins und Kohnen. Die Neumayer III ist das modernste der deutschen Zentren und erforscht seit 2009 das Klima, das Magnetfeld der Erde sowie den Schall des Eismeeres.

Hochtechnische Schneehütte auf Pfählen

Die modernste der Forschungsstationen ist nicht auf festem Grund errichtet, sondern auf 200 m dickem Schelfeis, unweit des Meeres. Im Gegensatz zu den älteren Polarzentren nicht in Form versenkbare Röhrenkonzeption aufgesetzt. Sie ruht auf mechanischen Stützen, die separat in die Höhe gefahren werden können und dabei Schnee untergebracht werden kann.

Damit ist es machbar, den Pulk Stück für Stück anzuheben, mit dem Vorteil, dass das Ganze nicht im Neuschnee versinkt.

Doch nicht nur das äußere Erscheinungsbild ist optisch ein Hingucker, auch was das Innenleben betrifft wird auf Bequemlichkeit und Komfort großer Wert gelegt. Das ist insofern nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass einige Forscher bis zu neun Monate in dieser verlassenen Einöde verleben. Die Spezialisten leben und arbeiten innerhalb einer stabilen und wetterfesten Umhüllung in zusammengefasst 100 Containern. Diese sind je nach Gebrauch in Wohnräume, Laboratorien und Kliniken umgebaut. Selbst ein gemütlicher Aufenthaltsraum mit Bar, Fernseher und Billard ist vorhanden.

Für die Stromversorgung ist ein Blockheizkraftwerk zuständig, welches mit vier Dieselgeneratoren betrieben wird. Damit die Energie möglichst optimal genutzt werden kann, wird die Abwärme sogleich fürs Beheizen und Schneeschmelzen eingesetzt.

Nicht zu vergessen die extra von Wind betriebene Kraftanlage die zusätzliche Energie mitliefert.

Station außerhalb gelegen

Die dort ansässigen Forscher führen ihre Tätigkeiten nicht nur direkt im Zentrum durch. Etwa in 1500 m Entfernung befindet sich ein Spurenstoffobservatorium. In diesem Haltepunkt wird die Polarluft in seine einzelnen Bestandteile zerlegt. Anschließend wird von Chemikern eine Analyse durchgeführt, welche Stoffe aus der Luft in das Eis eingeführt werden und wie sich deren Zusammensetzung im Laufe der Jahreszeiten ändert. Die dadurch gewonnenen Kenntnisse helfen die Geschichte des Klimas nachzuvollziehen.

Unweit davon befindet sich unter der Oberfläche des Schnees ein gigantischer Eiskeller. In diesem geomagnetischen Observatorium werden Daten zur Erforschung des Magnetfelds gesammelt. Anhand der Ergebnisse kann festgestellt werden in welchem Umfang sich die Intensität der Erdmagnetfelds verändert.

Selbst am äußersten Ende der Antarktis steht ein verlassen wirkendes kleines Häuschen. Dort werden sämtliche Geräusche des Meeres aufgezeichnet und das rund um die Uhr. Diese unbenannte Forschungsstation nennt sich Palaoa, dort hört man pausenlos irgendwelche Geräusch wie zum Beispiel durch die Fluten gleitende Wale, aufeinanderstoßende Eisschollen, zerberstende Eisberge und manchmal auch die akustischen Schallwellen des einen oder anderen Schiffes.

In Zeiten der Erderwärmung gewinnen Polarstationen in der Antarktis immer mehr an Bedeutung, wenn man bedenkt, dass das Eis am Südpol in noch dagewesenen Dimensionen schmilzt.